„Pruzzenland“ – Didaktische Materialien als digitale Quellen-Sammlung
Gegenstand der Materialien der Seite ist eine Region im nordöstlichen Europa, die von vielfältigen kulturellen und multiethnischen Traditionen, aber auch von konkurrierenden nationalen Ansprüchen gekennzeichnet ist. Bei Deutschen heißt sie „Ostpreußen“, in Polen „Ermland und Masuren“ (Warmia i Mazury), in Litauen „Memelland“ (Klaipėdos kraštas) oder „Klein-Litauen“ (Mažoji Lietuva) und in Russland „Gebiet Kaliningrad“ (Oblast‘ Kaliningrad). Ist damit aber auch immer dasselbe gemeint?
Die vorliegende didaktisierte digitale Quellen-Sammlung pruzzenland.eu richtet sich an Schülerinnen und Schüler im Alter von ca. 14 bis 18 Jahren, die an Geschichte besonders interessiert sind und die die Webseite zur Vorbereitung von Referaten, Fach- und Projektarbeiten, Wettbewerbsbeiträgen, Exkursionen und Klassenfahrten nutzen möchten.
Die digitale Quellen-Sammlung präsentiert das „Pruzzenland“ in zehn verschiedenen Themen. Die Themen sind struktur- und kulturgeschichtlich und überwiegend nicht-national und nicht-ethnisch konnotiert. Dort, wo auf nationale und ethnische Deutungsmuster Bezug genommen wird, geschieht dies im Bewusstsein, dass langjährig wirksame Narrative nicht ignoriert, sondern einer kritischen Analyse und Dekonstruktion unterzogen werden sollten.
Die Themen ergaben sich teils aus der oben genannten vergleichenden Schulbuchanalyse, teils wurden sie in enger Anlehnung an aktuelle allgemeine Fragestellungen in den Geschichts- und Kulturwissenschaften gewählt: 1) Pruzzen, 2) 1410, 3) Migration, 4) Glaube, 5) Persönlichkeiten, 6) Lebenswelten, 7) Stadt, Land, Fluss, 8) Frauen und Männer, 9) Freiheit und 10) Juden. Diese Auswahl von Themen greift für das „Pruzzenland“ nicht selten bisherige „Leerstellen“ in den Schulbuchdarstellungen und sogar in der historischen Forschung auf, daher besitzt die vorliegende, didaktisierte digitale Quellen-Sammlung einen über bisherige Narrative und Deutungstraditionen hinausweisenden, innovativen Gehalt.
Die Geschichte des „Pruzzenlandes“ ist kein curricularer Stoff, weder in Deutschland und Polen noch in Litauen und Russland. In vielen europäischen Bildungssystemen ist die Regionaldidaktik curricular nur wenig verankert und dann allenfalls in einer geringen Stundenzahl. Positiv gewendet, entstehen dadurch aber Freiräume für innovative didaktische Angebote, die in explorativer Weise Potenziale für eine neue Erzählung europäischer Geschichte ausloten können.
⇒ Quelle: Pruzzenland: Über diese Seite